Davis Cup
Der Davis Cup (Schreibweise lt. Duden: Daviscup oder Davis-Cup[1]) ist der wichtigste Wettbewerb für Nationalmannschaften im Herrentennis. Er wird jedes Jahr unter über hundert Nationen in Gruppen und Runden ausgespielt. Veranstalter ist die International Tennis Federation (ITF). Der vergleichbare Wettbewerb im Damentennis ist der Billie Jean King Cup.
Modus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jede Begegnung zwischen zwei Mannschaften (englisch tie) wird an zwei Tagen in vier Einzeln und einem Doppel ausgespielt. Zunächst werden zwei Einzelpartien ausgetragen, am Folgetag dann die Doppelpartie und die beiden restlichen Einzelpartien. Alle Partien, Einzel wie Doppel (englisch rubbers), gehen über zwei Gewinnsätze (Best-of-Three). Grundsätzlich gilt: Wenn eine Mannschaft bereits drei Partien gewonnen hat und als Sieger der Begegnung feststeht, entscheiden die beiden Mannschaften darüber, ob die verbleibenden Partien noch ausgetragen werden (englisch dead rubber).
Seit der Saison 1981 gibt es eine Weltgruppe, in der die 16 besten Mannschaften um den Titel spielen. Sie wird im K.-o.-System ausgetragen. Alle acht Verlierer der ersten Runde müssen am Ende der Saison in einer Relegationsrunde gegen eine der acht besten Mannschaften aus den Kontinentalgruppen Europa/Afrika, Australien und Ozeanien/Asien und Amerika antreten. Die Sieger dieser Partien qualifizieren sich für die Weltgruppe der folgenden Saison. Die einzelnen Kontinentalgruppen sind wiederum in Divisionen unterteilt, die ebenfalls eine Auf- und Abstiegsrelegation austragen.
Heimrecht genießt das Team, das in der letzten Direktbegegnung seit 1970 auswärts antreten musste. Gab es zwischen zwei Nationen noch kein Duell oder fand die Begegnung auf neutralem Grund statt, entscheidet das Los.
Struktur (bis 2018)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stufe | Gruppe(n) | |||
---|---|---|---|---|
1 | Weltgruppe 16 Nationen | |||
2 | Amerika-Zone 1 6 Nationen |
Europa-Afrika-Zone 1 12 Nationen |
Asien-Ozeanien-Zone 1 6 Nationen | |
3 | Amerika-Zone 2 8 Nationen |
Europa-Afrika-Zone 2 16 Nationen |
Asien-Ozeanien-Zone 2 8 Nationen | |
4 | Amerika-Zone 3 9 Nationen |
Europa-Zone 3 13 Nationen |
Afrika-Zone 3 15 Nationen |
Asien-Ozeanien-Zone 3 8 Nationen |
5 | Asien-Ozeanien-Zone 4 11 Nationen |
Anmerkung: Die Gesamtanzahl der Nationen in der zweiten Stufe beträgt 24. Die Aufteilung auf die drei Zonen kann sich jährlich ändern und hängt von den Relegationsergebnissen ab.
Historische Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1900: Beginn als jährliches Duell zwischen den USA und Großbritannien.
- 1904: Teilnahme anderer Nationen, die in einem weltweiten Turnier einen Herausforderer für den Titelverteidiger ermitteln.
- 1923: Aufteilung der Herausforderer-Runde in zwei Gruppen (Europa und Rest der Welt), deren Sieger den zweiten Finalteilnehmer ermitteln.
- 1956: Ergänzung einer dritten Gruppe mit den asiatischen Ländern.
- 1966: Aufteilung der Europa-Gruppe in zwei Gruppen.
- 1972: Wegfall der automatischen Finalqualifikation des Titelverteidigers.
- 1981: Einführung einer Weltgruppe, die in vier Runden den Sieger ermittelt. Darunter werden drei regionale Gruppen eingerichtet. Zwischen den verschiedenen Ligen gibt es Auf- und Abstieg.
- 2019: Einführung einer Finalrunde an einem zentralen Ort.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Entstehung des Nationenwettbewerbs geht auf die Idee von vier Mitgliedern des Tennisteams der Harvard University zurück. Diese fassten 1899 den Entschluss, Großbritannien, das Mutterland des Tennis, in einem Wettkampf herauszufordern. Nachdem die beiden Tennisverbände ihr grundsätzliches Einverständnis gegeben hatten, erarbeitete Dwight Filley Davis, einer der vier Spieler des Teams, ein Wettkampfkonzept und erwarb einer Anekdote zufolge mit exakt jenem Geldbetrag, den er gerade bei sich hatte, einen Pokal aus Sterlingsilber. Der Pokal wird scherzhaft als „hässlichste Salatschüssel der Welt“ bezeichnet.
Die erste Partie zwischen den USA und Großbritannien wurde im Jahr 1900 in Boston ausgetragen. Die US-amerikanische Mannschaft (mit Dwight Davis) erwies sich, insbesondere zur Überraschung der Briten, als so stark, dass sie die ersten drei Begegnungen gewann. Im Jahr darauf fiel der Wettkampf aus. 1902 gewannen erneut die USA. Bis 1913 erweiterte sich das Teilnehmerfeld um Deutschland, Belgien, Österreich, Frankreich und „Australasia“, einem von Australien und Neuseeland gebildeten Gemeinschaftsteam (1905 bis 1913). Das Turnier, das ursprünglich als „International Lawn Tennis Challenge“ bekannt war, erhielt dann zum Gedenken seines „Erfinders“ Dwight Davis den heutigen Namen, nachdem dieser 1945 gestorben war.
Zwischen 1950 und 1967 wurde der Wettbewerb von den Australiern dominiert, die in diesen 18 Jahren 15 Mal den Siegerpokal davontrugen. Bis 1973 konnten lediglich vier Nationen – die USA, Großbritannien, Frankreich und Australien/Australasia – den Wettbewerb gewinnen. Die Dominanz dieser führenden Tennisnationen wurde 1974 durchbrochen, als sich Südafrika und Indien für die Finalrunde qualifizierten. Südafrika gewann kampflos, da sich Indien aus Protest gegen die Apartheidpolitik weigerte, zu den Endspielen anzutreten. Seitdem ist es auch anderen Ländern gelungen, den Davis Cup zu gewinnen.
Deutschland erreichte erstmals 1970 das Endspiel, unterlag jedoch den USA. 1985 verlor das Team gegen Schweden zum zweiten Mal ein Endspiel. Zum ersten deutschen Davis-Cup-Sieg kam es am 18. Dezember 1988.[2] Der Titel wurde 1989 – erneut gegen Schweden – verteidigt. Der bisher letzte Titelgewinn eines deutschen Teams gelang im Jahr 1993.
Zum 100. Geburtstag des Wettbewerbs im Jahr 2000 spielten 129 Nationen um den Titel.
Das Finalturnier 2020 wurde wegen der COVID-19-Pandemie auf 2021 verschoben.
Sieger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Statistik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rang | Land | Siege | Final- niederlagen |
---|---|---|---|
1. | Vereinigte Staaten | 32 | 29 |
2. | Australien | 28* | 20 |
3. | Frankreich | 10 | 9 |
4. | Großbritannien | 10 | 8 |
5. | Schweden | 7 | 5 |
6. | Spanien | 6 | 4 |
7. | Italien | 3 | 6 |
8. | Russland | 3 | 3 |
10. | Deutschland | 3 | 2 |
Tschechien | 3** | 2 | |
11. | Kroatien | 2 | 2 |
12. | Argentinien | 1 | 4 |
13. | Schweiz | 1 | 1 |
Serbien | 1 | 1 | |
Kanada | 1 | 1 | |
16. | Südafrika | 1 | 0 |
17. | Belgien | 0 | 3 |
Indien | 0 | 3 | |
Rumänien | 0 | 3 | |
20. | Chile | 0 | 1 |
Japan | 0 | 1 | |
Mexiko | 0 | 1 | |
Slowakei | 0 | 1 | |
Niederlande | 0 | 1 |
* Australasien
** inkl. eines Sieges als Tschechoslowakei
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Duden Daviscup In: Duden.de
- ↑ Alle Davis-Cup-Sieger seit 1900, abgefragt am 17. Dezember 2008